Städtebau
Das Spiel vielfältig geneigter Flächen der historischen Dachlandschaft wird zum prägenden Motiv auch der Gestalt des Neubaus der Universitätsbibliothek – Symbiose von Universität und Stadt.
Große Öffnungen (Foyer) unterbrechen den Baukörper und verknüpfen die nördlich und südlich angrenzenden Freiräume, um das Bauwerk zu einem Bindeglied zwischen dem Stadtviertel Firmaneiplatz - Deutschhausstr. und dem Botanischen Garten werden zu lassen – Interaktion. Durch die Faltungen des Flügels spielt die Bibliothek zwar ihren eigenen, typischen Part, wird im Konzert der Dächer aber zugleich zu einem Teil des Ganzen – Maßstab. Altstadt und Botanischer Garten wirken in das Innere der Bibliothek hinein (auch durch die gläserne Trasse des Schrägaufzuges hindurch) und setzen ihrem geistigen Gewicht ein optisches Äquivalent – Verschmelzung mit dem Genius Loci.
Die südliche Kontur des Bauwerks stützt einerseits die Garten-Traverse im Verlauf der historischen Baumallee, die den Abschluß des Botanischen Gartens (Kulturdenkmal) mit einer Baumreihe wiederherstellt, andererseits aber wird dem Garten Raum gegeben, bis zu den Häusern an der Deutschhausstraße, ja bis zum Firmaneiplatz durchzufließen – Einheit des Campus. Giebelartige Knicke im Flügel weisen auf die Wege quer durch das Bibliotheksgebäude hin, sodaß auch eine gewisse Bezogenheit des Areals der ehemaligen Kinderklinik auf den Botanischen Garten entsteht. Die neuen Bauwerke auf dem Areal der Kinderklinik, auf dem der ehemaligen Brauerei und die Uni-Bibliothek haben also ein gemeinsames Zentrum, den Campus – Identität.
Um das Gartendenkmal vom Nutzungsdruck durch Studierende zu entlasten, wird vis-a´-vis am Ostufer des Mühlgrabens eine zum Verweilen einladende Parkanlage mit Rasenwellen, Liegewiesen und Holzstegen vorgeschlagen – Treffen am Wasser, Kommunikation (Radweg). Auch die neuen Gebäude auf dem Areal Kinderklinik bzw. Brauerei sind kommunikativ und durchlässig konzipiert, indem die Büros sich um eine räumliche Mitte (Hörsäle, Bibliothek) gruppieren und sich auf sie beziehen - Transparenz. Sie erhalten geneigte, mit dem Material der Fassaden belegte Dachflächen (fünfte Fassade), um das Motiv Dachlandschaft und damit auch eine gewisse Beziehung zur Bibliothek anklingen zu lassen - Gestaltverwandtschaft. Kulturladen sowie Cafeteria sind dem Botanischen Garten zugeordnet, ergänzen die entsprechenden Einrichtungen in der Uni-Bibliothek und stärken so den Garten als natürliche Mitte des Campus Firmanei – Ein unvergessliches Bild
Entwurf
Der gestaltprägende, übergreifende Flügel erlaubt, die Uni-Bibliothek in vier kelchförmige, auf einen Blick zu erfassende Bauglieder (Geschossbauten) maßstäblich zu gliedern – Überschaubarkeit. Die Kelche bilden vier unterschiedliche Lesebereiche in der Bibliothek - Orientierung. Die sparsam verglasten Hohlwände (Blickbeziehung, Technik) der Kelche umschließen die Lesebereiche und schirmen sie gegen den Betrieb in den Randzonen des Flügels ab – Ruhiges Arbeiten. Alle Leseplätze erhalten Tageslicht. Oberlicht auf den Leseterrassen, Seitenlicht durch die Fassaden der Kelche bzw. in den Randzonen des Flügels - Atmosphäre. Mit einläufigen Treppen (Schrägaufzügen) in den Rändern des Flügels wird diese große Bibliothek auf höchst einfache und räumlich eindrucksvolle Weise erschlossen – Einladende Gestik. Interne Verbindungen durch Lasten- / Personenaufzüge und Treppen – Kurze (Flucht)Wege.